In meiner langjährigen Erfahrung als Karriereberaterin und Bewerbungscoach habe ich festgestellt: Hochsensibel im Job: Dein Selbstbewusstsein macht den Unterschied! Du fragst dich, warum? Hochsensiblen Menschen mangelt es oft nicht an Fähigkeiten oder Wissen. Ganz im Gegenteil. Was ihnen jedoch häufig im Weg steht, ist ihr eigenes Selbstbewusstsein, was oft nur gering ist.

Ich ertappe mich als hochsensible Frau selber oft dabei, dass ich der „Vergleicheritis“ zum Opfer falle. Nur um ein Beispiel zu nennen: Ich höre leidenschaftlich gern Podcast. Meist bei den alltäglichen für mich oft langweiligen Tätigkeiten wie Geschirrspüler ausräumen, bügeln, Wäsche falten. Ich bin da durch Zufall auf den Podcast „Mit den Waffeln einer Frau“ von Barbara Schöneberger gestoßen. Nicht, dass ich Barbara Schöneberger und diesen Podcast so toll finde. Das ist eigentlich eher nicht der Fall, außer sie hat spannende Gäste eingeladen.

Was mich aber in fast jeder Folge immer wieder überrascht: Barbara Schöneberger redet in jeder Folge von sich, dass „Sie nichts umhauen kann“, „Sie jeden Tag gut drauf ist“, „Sie sich schon immer total sicher gefühlt hat, in allem, was sie macht, obwohl sie von sich selber sagt, dass sie gar nicht weiß, was sie so richtig gut kann außer zu quatschen und Leute zu unterhalten.“

Und oft sieht sie im TV so gewöhnungsbedürftig gekleidet aus (soll keine Kritik sein…Geschmäcker sind ja unterschiedlich), dass ich definitiv zu dem Schluss komme: die Frau hat einfach Selbstbewusstsein und vertraut sich in allem, was sie tut. Und ich nehme ihr das auch ab. Wenn du als hochsensible Person im Berufsleben stehst, träumst du vielleicht mal davon, so sicher und selbstbewusst auftreten zu können. Hochsensibel im Job und der Ausprägungsgrad des Selbstbewusstseins hängen bei allen meinen in den letzten 6 Jahren beratenen Klienten zusammen. Dass leider hochsensible Menschen im Job oft Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein haben und eher dadurch „underperformen“ und eine Unmenge an Energien mobilisieren müssen, erzähle ich euch in diesem Blogartikel.

Was genau hat Selbstbewusstsein mit Hochsensibilität zu tun?

Warum ist Barbara Schöneberger definitiv nicht hochsensibel (hat sie übrigens in einer Podcast-Folge auch zugegeben). Weil folgende Punkte auf sie nicht zutreffen.

Als hochsensibler Mensch nimmst du deine Umwelt intensiver wahr als andere und bist schnell von vielen Eindrücken überreizt. Dein Körper reagiert auf den kleinsten Stressor mit Migräne oder Darmbeschwerden.  Nach anstrengenden Meetings fühlst du dich als wärst du einen Halbmarathon gelaufen. Das kann zu starken Selbstzweifeln führen. Häufig stellst du als hochsensibler Mensch deine Kompetenzen in Frage und fühlst dich schneller gestresst oder überfordert. Diese Unsicherheiten hindern dich daran, dein berufliches Potenzial voll auszuschöpfen. Du bist mit 180 PS ausgestattet, bringst aber nur 60 PS auf die Straße. Barbara ist auch mit 180 PS (oder vielleicht auch nur mit 140 PS) ausgestattet und bringt aber 180 PS auf die Bahn. That´s the difference.

Was bedeutet ein gesundes Selbstbewusstsein für hochsensible Menschen?

Selbstbewusstsein setzt sich aus den drei Komponenten Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstbild zusammen.

Selbstvertrauen: das Wissen, dass du den Herausforderungen deines Lebens gewachsen bist.

Selbstachtung: die Anerkennung deines Wertes als Mensch – unabhängig von deinen Leistungen.

Selbstbild: das Bewusstsein darüber, wer du bist, was du willst und was dir wichtig ist.

Gerade hochsensible Menschen neigen dazu, sich selbst besonders kritisch zu hinterfragen und hohe Maßstäbe an sich anzulegen. Ein gesundes Selbstbewusstsein hilft dir, deine Stärken zu erkennen und deinen Wert nicht länger zu unterschätzen. Es gibt dir die innere Sicherheit, Entscheidungen zu treffen, für deine Werte einzustehen und Herausforderungen anzunehmen.

Vielleicht fragst du dich: Wie sieht es mit meinem Selbstbewusstsein aus? Fühle ich mich oft unsicher in beruflichen Situationen? Zweifel ich an meinen Fähigkeiten oder an meinem Wert?

Hochsensibel im Job: Typische Situationen

Hochsensible Menschen stehen beruflich oft vor ganz speziellen Herausforderungen, bei denen ihr Selbstbewusstsein auf die Probe gestellt wird.

Du fühlst dich schnell überfordert: Du spürst eine besondere Verantwortung für deine Arbeit, bist ständig gestresst und schiebst Entscheidungen wie einen Jobwechsel oder eine Gehaltsverhandlung immer weiter vor dir her. Oder dir setzt einfach die Arbeitsmenge zu, weil du alles zu 100% perfekt erledigen möchtest, weil du Angst hast Fehler zu machen. Oder du traust dich in einem Meeting noch zu widersprechen, weil du zu große Angst vor Kritik hast? Hier fehlt häufig Selbstvertrauen.

Oder ein anderes Beispiel: Du bist unzufrieden im Job, dein Chef ist ein Nörgler, du merkst, dass du im falschen Job feststeckst, aber du bewirbst dich nicht, weil du Angst hast vor Veränderungen. Oder du denkst, dass du etwas „nicht genug kannst“: Du siehst eine Stellenausschreibung, erfüllst drei von vier Kriterien – und entscheidest dich dagegen, dich zu bewerben, weil du dich für „nicht ausreichend qualifiziert“ hältst. Auch hier fehlt es an Selbstachtung und Vertrauen in deine Fähigkeiten.

Viele meiner Kunden tun sich schwer mit ihren Stärken und Werten: Du wirst gefragt, welche Werte dir beruflich wichtig sind, und bist überfordert. Werte wie Empathie, Integrität oder Nachhaltigkeit sind für hochsensible Menschen oft entscheidend – aber es fällt oft schwer, sie klar zu benennen. Oft haben sie auch keine Ahnung, was sie so richtig gut können und was sie von anderen Kollegen unterscheidet. Oder du traust dich nicht, für dich einzustehen: Egal ob bei einer Gehaltsverhandlung oder im Konflikt mit Kollegen – das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen, ist eine weit verbreitete Angewohnheit hochsensibler Menschen. Dabei sind es oft gerade ihre besonderen Stärken wie Empathie, Kreativität oder die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, die sie unverzichtbar für ein Unternehmen machen. Hier geht es um ein fehlendes oder defizitäres Selbstbild.

Erkennst du dich in einer dieser Situationen wieder?

Warum dein Selbstbewusstsein als hochsensible Person so niedrig ist

Die Ursachen für ein geringes Selbstbewusstsein sind bei hochsensiblen Menschen oft vielschichtig. Ich spreche da auch aus Erfahrung. Ich hatte schon als Kind in der Schule das Gefühl „anders“ zu sein. Mir hat der Lärm in der Klasse immer sehr zugesetzt. Ich war schnell abgelenkt und hatte Konzentrationsprobleme. Noch dazu hatte ich immer schon das Bedürfnis nach Ruhe, allein zu sein, auch als Kind. Große Partys waren nie mein Ding, Treffen in kleinen Gruppen dagegen schon sehr. Am liebsten aber treffe ich Menschen 1:1. Das hat sich auch über Jahrzehnte nicht geändert.

Doch warum fühlen sich Hochsensible oft „so klein“?

Viele von uns tragen alte Glaubenssätze mit sich herum: „Ich bin zu sensibel“, „Ich bin nicht belastbar genug“, „Ich muss mich mehr anpassen“. Solche Überzeugungen entstehen häufig schon in der Kindheit. Hochsensible Kinder erleben ihre Umwelt intensiver – sie nehmen Geräusche, Stimmungen und Details wahr, die andere oft übersehen. Diese besondere Wahrnehmungsfähigkeit wird jedoch nicht immer wertgeschätzt. Stattdessen kommt es vor, dass Eltern, Lehrkräfte oder Gleichaltrige die Sensibilität als Überempfindlichkeit abtun. Aussagen wie „Stell dich nicht so an“ oder „Du bist immer so kompliziert“ können das kindliche Selbstbild nachhaltig prägen und die Botschaft vermitteln, dass etwas mit einem nicht stimmt. Solche frühen Erfahrungen setzen sich oft tief in unserem Unterbewusstsein fest und formen Überzeugungen, die uns bis ins Erwachsenenalter begleiten.

Hinzu kommen Herausforderungen im Berufsleben. Hochsensible Menschen empfinden die Anforderungen des Arbeitsalltags oft als besonders intensiv. Ein hektisches Großraumbüro, ständig wechselnde Prioritäten oder der Druck, immer schneller und effizienter zu sein, können leicht das Gefühl hervorrufen, nicht belastbar genug zu sein. Negative Erfahrungen wie harsche Kritik, das Gefühl, mit der eigenen Arbeitsweise aus dem Raster zu fallen, oder das ständige Bemühen, sich anzupassen, um nicht als „anders“ aufzufallen, erschüttern das ohnehin fragile Selbstbewusstsein zusätzlich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass hochsensible Menschen in solchen Momenten beginnen, ihre eigenen Fähigkeiten und ihren Wert infrage zu stellen.

Die gute Nachricht: Selbstbewusstsein ist keine angeborene Eigenschaft – es lässt sich trainieren! Und ja: auch ich als hochsensible Frau halte mich mit Ü40 für selbstbewusst und habe ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt. Es braucht Zeit, Geduld und den Willen, sich mit den eigenen Stärken und Werten auseinanderzusetzen und ins Tun zu kommen.

Hochsensibel im Job: Vier Tipps, wie du dein Selbstbewusstsein stärken kannst

Erkenne deine Stärken und Werte

Hochsensible Menschen haben oft außergewöhnliche Talente, wie ein hohes Maß an Empathie, Kreativität, Problemlösungskompetenz oder eine feine Wahrnehmung für Details. Führe dir diese Stärken regelmäßig vor Augen.

Ich empfehle dir, eine berufliche Standortanalyse zu machen:

Welche Kompetenzen bringe ich mit?

Welche Erfolge habe ich bereits erzielt?

Welche Werte sind mir im Beruf wichtig?

Was macht mich in meiner Arbeit zufrieden?

Durch diese Klarheit schärfst du dein Selbstbild und legst die Grundlage für dein Selbstvertrauen.

Finde deine Motivation

Warum triffst du bestimmte Entscheidungen im Job? Suche nach inneren Antreibern, die zu deinen Werten passen. Wenn du beispielsweise eine neue Stelle suchst, frage dich: Geht es mir darum, mein Leben stimmiger zu gestalten, oder lasse ich mich von äußeren Erwartungen leiten?

Hochsensible Menschen laufen oft Gefahr, sich von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Stärke dein Selbstbewusstsein, indem du Entscheidungen bewusst für dich selbst triffst.

Begegne deinen Ängsten

Ängste sind für hochsensible Menschen ein häufiger Begleiter – sei es die Angst vor Veränderung, vor Ablehnung oder vor Versagen. Diese Ängste beruhen oft auf Fehlinformationen, die dein Gehirn dir vorgaukelt.

Setze dich bewusst mit deinen Ängsten auseinander. Jeder Schritt an den äußeren Rand deiner Komfortzone stärkt dein Selbstvertrauen. Sammle positive Erfahrungen und erinnere dich daran, was du bereits geschafft hast.

Übe Selbstfürsorge

Für hochsensible Menschen ist es essenziell, regelmäßig ihre Batterien aufzuladen. Sorge für klare Grenzen und nimm dir Zeit für dich. Du kannst nur selbstbewusst auftreten, wenn du emotional ausgeglichen bist und dich nicht ständig für andere verausgabst.

Hochsensible Menschen haben besondere Stärken, die sie beruflich erfolgreich und wertvoll machen. Wenn du an deinem Selbstbewusstsein arbeitest, kannst du deine Einzigartigkeit gezielt einsetzen – und das führt nicht nur zu mehr Erfolg, sondern auch zu mehr Zufriedenheit.

Du weißt nicht, wo du beruflich stehst? Du möchtest dich als hochsensibler Mensch beruflich verändern? Ich unterstütze dich gern auf diesem Weg. Lass uns in einem unverbindlichen Kennenlerngespräch gemeinsam herausfinden, wie du deine Stärken entfalten kannst.

Dieser Blogartikel wurde mit sehr viel Liebe und Gehirnschmalz und einer hohen Zeitinvestition ohne anonyme Hilfe von künstlicher Intelligenz von mir persönlich verfasst.

Du möchtest mehr über Hochsensiblität im Beruf erfahren, vor allem wie es Frauen dabei ergeht. Dann les doch meinen Artikel.

Wenn Sie mir erzählen möchten, welche Tipps Sie anwenden oder falls Sie Anregungen haben oder persönliche Wünsche für einen Blogbeitrag, schreiben Sie doch gern an: office@jobleben-consulting.de.

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Quellenangaben:

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Foto von Johannes Plenio auf Unsplash

Kurze Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch für Bezeichnungen, die sich auf alle Geschlechter beziehen, nur die männliche Form verwendet. Gemeint sind selbstverständlich alle Menschen und niemand soll dadurch diskriminiert werden.

Hallo, mein Name ist Saskia Vocke!

Personalexpertin mit langjähriger Erfahrung, zertifizierte Burnout Beraterin und ausgebildete Fachberaterin für Hochsensibilität.
Aus meiner 15-jährigen Arbeit im Personalbereich weiß ich, dass „höher, schneller, weiter“ im Jobleben nicht mehr das Maß aller Dinge ist. Gesundheitsförderung, Werteorientierung und Sinnerfüllung sind die neuen Trendsetter. Dies möchte ich Ihnen nicht nur mit viel Empathie und Know-How vermitteln, sondern ich lebe diese Philosophie auch selber.

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